Preisentwicklung Commodore C

Für 16.765,-- DM konnte man 1978 stolzer Besitzer eines 2-türigen Opel Commodore C in der Basisausstattung werden. Wer wollte, konnte damals allerdings auch für die "volle Hütte" über 32 Tausend DM mit allem erdenklichen Zubehör ausgeben, doch dazu später mehr. Zunächst einmal die ganze Entwicklung angefangen mit der ersten Preisliste aus dem September 1978 bis zur Letzten im April 1982. Insgesamt 6 Preislisten gab es auf dem Weg, die natürlich auch die wesentlichen Entwicklungen, also den Wegfall des 2-Türers sowie die Einführung des Commodore Voyage und der 2.5 E Motorisierung, wiederspiegeln.

Auf der gemeinsamen Reise durch die Preise und Modelle werden wir versuchen, uns in die Köpfe der Marketingabteilung hineinzuversetzen und die Preispolitik zu verstehen. Dabei werden wir uns folgende Aspekte anschauen:

 

  • Preisentwicklung der einzelnen Modellvarianten über den Produktionszeitraum
  • Vergleich der Preisentwicklung zwischen den Modellvarianten
  • Was hat die Konkurenz für das gleiche Geld angeboten?
  • Wie war der Commodore C innerhalb des Opel Portfolios positioniert?

Und ganz zum Schluss habe ich mir erlaubt, anhand all diese Daten den Beweiss zu erbringen, dass ein Opel Commodore C 3.0E 2-Türer eingeschlagen hätte wie eine Granate. Ich bin gespannt, ob jemand meine Einschätzung teilt.

Am Anfang war die Inflation

Im ersten Jahr der Produktion des Commodore C ist die Welt noch in Ordnung. In 1979 verkauft Opel bis Ende September 23.976 Fahrzeuge. Im gleichen Zeitraum werden nur 7.141 Rekord 2.0E verkauft. Der Commodore kostet zu diesem Zeitpunkt schon 18.350 DM, der vergleichbare Rekord 18.410 DM.

 

Es gab offensichlich noch keinen Grund, an den Preisabständen zwischen der Basisversion und dem Berlina oder dem Preisunterschied zwischen dem 2-Türer und dem 4-Türer etwas zu ändern. Alle Modellversionen gehen um 6,7% rauf, die Preiserhöhung beträgt immerhin fast 1.200 DM.

1978 beträgt die Inflationsrate in Deutschland nur 2,7%, der niedrigste Stand seit 1968. Im September 1978 geht es allerdings unaufhaltsam nach oben. Bis zum August hatte sie sich bereits verdoppelt und in Rüsselsheim musste man sich entscheiden, was in der nächsten Preisliste stehen sollte.

 

Ein Blick auf die Hochrechnung zeigt, dass man damit rechnen musste, dass die Inflationsrate bereits im April 1980 die 6% Marke durchschlägt. Von daher passt die Preiserhöhung absolut ins Bild.

Der Mehrpreis für den Berlina steigt von 650 DM auf 680 DM, also genau so wie der Grundpreis. Damit ist der Berlina 3,7% teurer als die Standardausstattung.

 

Dafür bekommt man immerhin Polster, Kopfstützen vorn und Teppichboden in wertvollem Velours, Teppich-boden auf der Hutablage, das 4-Speichen-Komfort-lenkrad, Radzierringe für die Stahlfelgen, den von innen verstellbarer Außenspiegel, eine zusätzliche Geräuschdämpfung, das abschließbares Handschuhfach, ein zusätzliches Ablagefach an der Beifahrertür, den in der Höhe verstellbarer Fahrersitz und natürlich den prestigeträchtigen Schriftzug „Berlina“ am Kotflügel.

 

Für 455 DM bekommt man den 4-Türer, der damit 2,5% teurer ist, als der 2-Türer. Kein wirklich großer Preisunterschied. Man musste den 2-Türer also wirklich mögen und bewußt kaufen. Aus finanziellen Gründen dürfte niemand auf die hinteren Türen verzichtet haben. Das sollte sich übrigens über den gesamten Produktionszeitraum des 2-Türers nicht ändern. War die Preispolitik schon der erste Sargnagel?

1980 - das Jahr des Berlina

Im April 1980 kommt die nächste Preisanpassung. Diesmal fällt sie allerdings sehr unterschiedlich aus. Während das Basismodell nur um 3,8% nach oben geht, wird der Berlina noch einmal 8,4% teurer.

 

Ein Blick auf die Inflationsrate verrät, dass diese sich inzwischen bei mehr als 5% einpendelt. Der ungebremste Anstieg ist also gebrochen, sicher ein Grund, warum die Preiserhöhung nicht so hoch ausfällt wie im August 1979. Doch warum fällt die Preiserhöhung beim Berlina mehr als doppel so hoch aus? Die Anwort verrät ein Blick auf die Serienausstattung: Zusätzlich  die Servolenkung, die Nebelschlussleuchte und den Zierstreifen an der Seite dazu.

 

Kein schlechtes Geschäft. Die Servolenkung steht mit 1.030 DM in der Zubehörliste, die Nebelschlussleuchte kostet gerade mal 52 DM und für den Zierstreifen werden noch einmal 72 DM fällig. Macht also zusammen 1.154 DM. Bereinigt man die Preissteigerung des Berlina um den Preisanstieg des Standardmodells, zahlt man effektiv nur 864 DM für die zusätzlichen Extras. Also ein Preisvorteil von 290 DM.

1981 - das Jahr mit der breitesten Auswahl, zumindest zum Teil...

Im Mai 1981 ist die Auswahl groß. Der 2-Türer ist noch im Angebot, der 2.5E Motor erhält Einzug in den Motorraum und der Commodore Voyage erblickt das Licht der Verkaufsräume. Ganz kurz konnte man einen 2-Türer mit 2.5E Motor kaufen. Genau 35 Stück wurden gebaut, zumindest von Einem weiss ich, dass er überlebt hat.

Die Preise bleiben tatsächlich konstant, obwohl die Inflationsrate bei 5,8% liegt. Das konnte im Markt nicht mehr an die Käufer weitergegeben werden, der Druck auf den Commodore C steigt.

 

Die Preispolitik für den 2.5 E Motor ist nicht ganz schlüssig. Für das Basismodell beträgt er mit 1.130 DM etwas weniger, als für den Berlina mit 1.220 DM. Beim neu eingeführten Voyage wird dagegen nicht differenziert, für beide Modellvarianten werden mit 1.760 DM stolze 540 bzw. 630 DM mehr aufgerufen. Damit ist auch erstens klar, warum der Voyage 2.5 S nur 978 mal verkauft wurde, der Voyage 2.5 E dagegen 2452 Käufer fand und zweitens, warum mein Bestatter mit dem 2.5 S gekauft wurde. Der Spritpreis lag damals bei 1,40 DM. Für 1.760 DM konnte man also 1250 l Benzin kaufen. Bei einem angenommenen Verbrauch von 12 l/100km konnte man damit also ca. 10.000 km fahren. Wenn man davon ausgeht, dass er wahrscheinlich i.d.R. Kurzstrecke gefahren ist, war das also schon eine Überlegung wert.

Auch die Grundpreise für den Voyage verwundern etwas. Der Voyage Luxus kostet mit dem 2.5 S Motor etwas weniger als die 4-Türige Limousine, dafür ist der Voyage Berlina aus dem Stand 1.490 DM teurer als sein 4-türiges Pedant.

 

Noch auffälliger wird es, wenn man den Preisabstand zwischen Luxus 2.5 S und Berlina 2.5 E mit dem Voyage vergleicht. Beim 4-Türer beträgt der Abstand 2.785 DM, beim Voyage stolze 3.785 DM.

 

Warum haben die den Voyage Berlina 2.5 E nur so teuer gemacht? Das wurde im August des selben Jahres nur drei Monate später zumindet etwas korrigiert.

...dann musste der 2-Türer weichen

Nach nur 5452 verkauften Einheiten musste der Commodore Zweitürer weichen. Als ich mit meinem Weissen vor zwei Jahren in München an der Tankstelle stand, wurde ich plötzlich von 2 Passanten auf englisch mit einem australischen Akzent angesprochen. Beide kannten natürlich den Holden Commodore VB und waren vollkommen fasziniert, dass es vom deutschen Bruder auch einen Zweitürer gab.

 

Das das Modell möglicherweise viel besser hätte platziert werden können und ein grandioser Kassenschlager hätte werden können, habe ich ja schon angekundigt, doch dazu später mehr.

Die Preisentwicklung bleibt trotzdem interessant. Zum Facelift bekommen die Felgen des Commodore eine schicke 3-Schicht-Metallic-Lackierung in Diamant-Silber. Ein neuer Spoiler mit um 30 mm verlängerter Lippe senkt den Luftwiderstandsbeiwert um 5% und hilft Kraftstoff sparen. Auch der Commodore erhielt den von innen einstellbaren Außenspiegel des Senator und neben einer neuen Innenausstattung gab es neue Farben und eine 2-Schicht Metallic-Lackierung. Das alles wurde trotz weiter gallopierender Inflation nur mit einem Preisaufschlag von 3.9% versehen.

 

Der Voyage blieb preislich unverändert, womit die Lücke zum 4-Türer zumindest teilweise geschlossen wurde. Der Aufpreis für den 2.5 E Motor blieb unverändert.

1982 - Das Ende einer Ära

1982 geht die Ära des Opel Commodore zu Ende. Die Preispolitik im April 1982 lässt keinen Zweifel daran, dass die Entscheidung bereits gefallen war. Die Preise werden über alle verbliebenen Modelle um 7,7% angehoben. Im November 1981 war die Inflationsrate auf 7,5% gestiegen, also folgerichtig.

 

Die Botschaft lautet: "Ok, wer den noch haben will, soll wenigstens richtig blechen". Im Voyage kostet der 2.5 E immer noch deutlich mehr als im 4-Türer. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Zum Modellwechsel war dann endgültig Schluss.

Wenn ich es in der Hand gehabt hätte...

Wenn wir auf die Anfänge des Opel Commodore schauen, sehen wir ein ganz klares Konzept. Viel Leistung und vor allem ein 6-Zylinder in einem an sonsten sowohl von der Technik als auch von der Ausstattung unprätentiösen Auto und damit mit einem hervorragenden Preis/Leistungs-Verhältnis.

 

1970 stellte Opel den Commodore A GS/E vor. Der 2,5 Liter leistete dank Bosch D-Jetronic stolze 150 PS. Er beschleunigte den Wagen in 9,3 Sekunden von 0 auf 100km/h und erreichte laut Opel als Coupe eine Spitzengeschwindigkeit von 197 km/h, was aber eher untertrieben war, wie diverse Autotests der Zeit belegten und dem Wagen eine Spitzengeschwindigkeit jenseits der 200 km/h Marke zugestanden.

 

Beim Commodore C hatte Opel dieses Konzept komplett aus dem Auge verloren. Warum eigentlich? Schauen wir uns einmal die Positionierung des Commodore innerhalb der Opel Modelle mit 2 Türen an:

Einen Rekord E Berlina bekam man für 2029 DM weniger und einen Manta für 4107 DM weniger. Die Luft zum Monza C betrug stattliche 6905 DM. Hätte man den 3.0 E in den Commodore gepflanzt, hätte das mit zusätzlichen 3081 DM zu Buche geschlagen (Differenz zwischen dem Monza 2.5 E und dem 3.0 E).  Das man hinten auch die Achse und die Scheibenbremsen des Monza gebraucht hätte ist klar, hätte den Preis aber nicht wesentlich nach oben getrieben. 

Damit wäre der Commodore C Berlina 3.0 E ein Hammer gewesen. Knapp 6900 DM unter dem Monza C mit gleicher Maschine und knapp 3800 DM unter dem Monza C 2.5 E.

Der Faktor DM pro PS macht es noch deutlicher: Mit 140 DM/PS hätte dieser Commodore C das beste Preis-Leistungsverhältnis aller Modelle gehabt. Der Manta E Berlinetta kommt immerhin auf 163 DM/PS, am Ende der Fahnenstange stand der Monza C mit 213 DM/PS.

 

Schaut man jetzt noch auf das Gewicht, so ist der Commodore 2-Türer mit 1220 kg auch noch deutlich leichter als der Monza mit 1370 kg. Selbst wenn man noch ein etwas höheres Motorgewicht einrechnet, wird der Commodore C 3.0 E sicher noch ein Quentchen agiler und schneller gewesen sein. Das hätte man kompensieren können, in dem man dem Commodore mit etwas weniger PS ausstattet. Mit 170 PS hätte er immer noch perfekt in die Landschaft gepasst.