Modell-Pflege

 

Test Opel Commodore 2.5 E     Neue Version mit 130 PS-Einspritzmotor 

Es war alles schon mal da. Anfang 1968 stellte Opel in Rüsselsheim dem Commodore — damals wie heute 115 PS (85 kW) stark — eine 130 PS-Version zur Seite. Es war die Zeit, als die Opel AG ihren Kunden die Hosen-träger vom Leib riß und begann, Kraftversionen bürgerlicher Li-mousinen anzubieten.


Der GS getaufte Super-Opel lief knapp 200 km/h schnell und brauchte weniger als zehn Sekunden, um 100 km/h schnell

zu sein. Konkurrenz hatte der GS damit nicht zu befürchten, und auto motor und sport attestierte dem potenten Rüsselsheimer beeindruckt „Fahrleistungen eines Klasse-sportwagens“ (Heft 5/ 1968).

 

Mit exakt der GS-Leistung von 130 PS (96 kW) stattete Opel 1981 abermals ein neues Commodore-Topmodell aus. Doch zu Beginn der achtziger Jahre wird damit — ganz im Stil der Zeit — nicht allein mehr Sprint-Temperament angestrebt,

sondern vor allem geringerer Treibstoff-Verbrauch.

 

Tatsächlich sind die von den Opel-Technikern ergriffenen Maßnahmen zum Zwecke erhöhter Sparsamkeit viel-versprechend: Der Commodore 2.5 E besitzt

  statt des Registervergasers des weiterhin gebauten 2.5 S die Bosch-Einspritzanlage vom Typ L-Jetronic, die das je nach Betriebsbedingung notwendige Treibstoff-Pensum elektronisch

steuert und es deshalb auch ökonomischer dosiert;

  statt des konventioneller Zylin-derkopfes des 2.5 S eine modifi-zierte Version mit asymetrischen Keilbrennräumen die eine inten-sivere Verwirbelung des Gemi-sches und damit eine vollständi-gere Verbrennung ermöglichen;
statt der kontaktgesteuerten Spulenzündung des 2.5 S eine kontaktlose Transistorzündung, die dank stärkerem Zündfunken gleichfalls die Verbrennung intensiviert;


Übersichtlich und blendfrei: Commodore Cockpit
Übersichtlich und blendfrei: Commodore Cockpit
Bequem und wohldimensioniert: Commodore-Sitze
Bequem und wohldimensioniert: Commodore-Sitze
Kultiviert und temperamentvoll: Commodore-Motor
Kultiviert und temperamentvoll: Commodore-Motor

statt der relativ kurzen Achsübersetzung des 2.5 S eine mit 3,45 : 1 länger ausgelegte Version, die in Relation zur Geschwindigkeit die Motordreh-zahl und damit den Verbrauch senkt.

 

Freilich blieben die hessischen Motoren-Techniker auf halbem Weg zum beispielhaft sparsamen Opel-Sechszylinder stehen: Den im 2.5 S serienmäßigen Over-drive-Schongang, der die Dreh-zahlen bei schneller Fahrt abermals senken könnte, spen-dierten sie dem 2.5 E nicht. „Leistung und Drehmoment des Einspritzmotors“, erläutert dazu Werner Schwärzel, 51, Leiter der Opel-Motorenkonstruktion, „sind für das vorhandene Overdrive-Getriebe zu hoch.“ Kein Wunder also, daß der Commodore 2.5 E zwar einen Liter weniger verbraucht als der unzeitgemäß durstige 2.5 S, daß er aber mit immerhin 14,7 Liter pro 100 Kilometer nach wie vor nicht zu den Sparkünstlern zählt.


2.5 E-Besitzer können sich über vergleichsweise hohe Tankrech-nungen mit guten Fahrleistun-gen und einem gegenüber der Vergaser-Variante hörbar redu-zierten Innengeräusch-Niveau hinwegtrösten. In der Tat tönt der Einspritzer je nach gewählter Geschwindigkeit bis zu drei Phon (dBA) leiser als der Basis-Commodore. Das insgesamt ansprechend kultivierte 2.5 E-Triebwerk agiert zudem etwas drehwilliger als die Vergaser-Variante.

 

Dennoch sind das Beschleu-nigungs-Temperament, die Be-schleunigungs-Elastizität sowie die Höchstgeschwindigkeit (siehe auch Vergleichstabelle auf dieser Seite) annähernd so gut wie beim GS des Jahrgangs 1968. Und sie sind damit gut genug, um dem 2.5 E noch heute in der oberen Mittelklasse einen Platz im Vorderfeld seiner Klasse zu sichern.


Allerdings werden beim Ausnut-zen der gebotenen Fahr-leistungen auch die Schwächen des einfachen, konstruktiv dem Rekord gleichenden Commo-dore-Fahrwerks noch deutlicher, als dies bei den weniger tem-peramentvollen Parallel-Modellen Rekord und Commodore 2.5 S der Fall ist.

 

So gerät die schraubengefederte und mit vier Lenkern längs- sowie einem Lenker quer-geführte hintere Starrachse beim Beschleunigen auf welliger Piste gehörig ins Trampeln. Und beim zügigen Kurvenfahren auf unebenem Belag ist ein heftiges Versetzen der Antriebsachse und zudem ein erhebliches Aufschau-keln der Karosserie zu verzeich-nen.

 

Auch der Geradeauslauf des im übrigen ziemlich kopflastigen und wenig wintertauglichen Commodore vermag nicht ganz zu befriedigen, wobei die für den Testwagen gewählte aufpreis-pflichtige Breitbereifung (195/70 HR 14) eine Tendenz zur Spurrillen-Empfindlichkeit ver-stärkt.



179 bei

Der Opel Commodore 2.5 E und seine Konkurrenten

Fahrzeugtyp

Opel Com-

modore 2.5 E

Opel Com-

modore 2.5 S

Audi

100 C 5E

BMW

520 i

Ford

Granada 2.3 GL

Mercedes

230 E

Hubraum                                                 cm3

2490

2490

2144

1990

2294

2299

Bohrung x Hub

87,0 x 69,8

87,0 x 69,8

79,5 x 86,4

80,0 x 66,0

90,0 x 60,1

95,5 x 80,25

Leistung                            kw (PS) bei 1/min

96 (130) bei 5600

85 (115) bei 5200

100 (136) bei 5700

92 (125) bei 5800

84 (114) bei 5300

100 (136) bei 5100

Verdichtungsverhältnis

9,2 : 1

9,2 :1

9,3 : 1

9,8; 1

9,0 : 1

9,0 : 1
Max. Drehmoment                  Nm bei 1/min 185 bei 4600  179 bei 4000  185 bei 4800  165 bei 4500 176 bei 3000 205 bei 3500
Art der Ventilsteuerung ohc1)  ohc  ohc  ohc ohv4)  ohc
Gemischaufbereitung elektronische Einspritzung (Bosch L-Jetronic) Fallstrom-Registervergaser Zenith elektronische Einspritzung (Bosch K-Jetronic) elektronische Einspritzung (Bosch K-Jetronic) Doppel-Fall-Stromvergaser Solex elektronische Einspritzung (Bosch K-Jetronic)

Kraftübertragung

   I. Gang

  II. Gang

III. Gang

 IV. Gang

  V. Gang

Rückwärtsgang

 

3,640

2,120

1,336

1,000

-

3,552

 

3,640

2,120

1,336

1,000

-

3,522

 

3,600

1,941

1,231

0,903

-

3,500

 

3,822

2,202

1,398

1,000

0,813

3,705

 

3,650

1,970

1,370

1,000

-

3,660

 

3,910

2,320

1,420

1,000

-

3,780

Achsantrieb  3,450 3,700 3,889 3,910 3,640 3,580 
Vorderradaufhängung Federbeine, Querlenker, Stabilisator  Federbeine, Querlenker, Stabilisator Federbeine, Querlenker, Stabilisator 
Federbeine, Querlenker, Schraubenfedern, Stabilisator
Doppel-Querlenker, Schraubenfedern, Stabilisator
Doppel-Querlenker, Schraubenfedern, Stabilisator 
Hinterradaufhängung  Starrachse, Längs- und Querlenker, Schraubenfedern, Stabilisator   Starrachse, Längs- und Querlenker, Schraubenfedern, Stabilisator   Starrachse, Längslenker, Panhardstab, Torsionsstab-federung Schräglenker, Federbeine, Schraubenfedern  Schräglenker, Schraubenfedern Schräglenker, Schraubenfedern, Stabilisator
Felgengröße 6 J x 14 6 J x 14  5½ J x 14  5½ J x 14 6 J x 14  5½ J x 14
Reifengröße  175 HR 14  175 HR 14  185/70 HR 14  175 HR 14  185 HR 14   175 HR 14
Leergewicht  1319 1278 1260 1249 1359 1415
Zulässiges Gesamtgewicht  1765 1740  1700 1730 1810 1880
Radstand  2668 2668 2685 2625 2769  2795

Außenmaße

(Länge x Breite x Höhe)

4705 x 1722

x 1410

4705 x 1722

x 1410 

 4683 x 1768

x 1390

 4620 x 1700

x 1415

4679 x 1800

x 1416

4725 x 1786

x 1438

Beschleunigung

0-60 km/h

0-80 km/h

0-100 km/h

0-120 km/h

0-140 km/h

0-160 km/h

1 km mit stehendem Start

 

4,7

7,3

10,6

15,7

22,0

33,7

32,4

 

5,0

7,8

11,9

17,2

25,3

41,4

33,4

 

4,7

7,1

10,1

14,4

20,0

30,3

31,6

 

4,1

6,6

9,7

14,2

20,0

30,0

31,4

 

5,1

8,4

12,5

18,9

29,1

55,7

34,2

 

4,5

7,1

10,9

15,7

23,2

35,2

32,5

Elastizität

40-100 km/h

60-120 km/h

 

(III. Gang) 14,1

(IV. Gang) 20,7

 

(III. Gang) 15,1

(IV. Gang) 22,1

 

(III. Gang) 11,4

(IV. Gang) 26,1

 

(IV. Gang) 20,1

(V. Gang) 32,2

 

(III. Gang) 14,8

(IV. Gang) 24,0

 

(III. Gang) 12,4

(IV. Gang) 19,8

Höchstgeschwindigkeit  190,5 177,3 193,5 186,5 173,1 182,7

Normverbrauch nach DIN 70030

                                                     in L/100km

Bei 90 km/h

Bei 120 km/h

Stadtverkehr

 

Super

8,4

10,7

14,0

 

Super

7,9

10,2

14,2

 

Super

7,2

9,2

13,3

 

Super

6,5

8,7

12,5

 

Super

8,2

10,5

13,56

 

Super

8,2

10,3

12,7

Testverbrauch  14,7 15,7 12,8 12,7 15,0 12,9

Innengeräusch                                 in dB(A)

Bei 50 km/h

Bei 100 km/h

Bei 130 km/h

Bei 160 km/h

Bei 180 km/h

 

64

70

73

77

81

 

65

72

76

80

-

 

60

67

73

76

78

 

60

68

72

76

78

 

63

70

74

79

-

 

63

68

75

78

80

Preis                                                         DM 21 575,-- 20 320,-- 21 040,-- 26 835,-- 22 610,-- 27 459,--

1) overhead camshaft = obenliegende Nockenwelle, 2) seit Januar 1981 mit Vierganggetriebe + Overdrive, 3) inkl. Fünfganggetriebe, 4) overhead valves = hängende Ventile - untenliegende Nockenwelle


Schließlich erreicht der gebotene Fahr-komfort trotz betont weicher Dämpfung allenfalls Mittelmaß: Kurze wie lange Bodenwellen werden den Passagieren deutlicher signalisiert, als dies deren Wohlbefinden zuträglich ist.

 

Linderung verschaffen unter diesen Um-ständen allerdings außerordentlich  komfor-table und wohlgeformte Sitzgelegenheiten, die neben einer dank serienmäßiger Servolenkung guten Handlichkeit und der befriedigenden Ver-

Vorzüge:

 • Kultivierter Einspritzmotor
 • Gute Fahrleistungen
 • Gute Handlichkeit
 • Bequeme Sitze

 

 Nachteile:

 • Relativ hoher Benzinverbrauch
 • Mäßiger Federungskomfort
 • Kein Fünfganggetriebe lieferbar

arbeitungs-Qualität zweifellos zu den Stärken des Opel Commodore zählen.


Auch sie können indessen nicht darüber hinwegtäuschen, daß sich der starrachsige Sechszylinder-Opel gegenüber der moderneren und in ihren Eigenschaften attraktiveren, meist jedoch auch teureren Konkurrenz schwertut.


Konkurrenzlos wie seinerzeit der Commodore GS — das ist der aktuelle Nachfahre Commodore 2.5 E jedenfalls nicht mehr.    

cdt