Der bessere Kauf
Opel Rekord 2.0E und Commodore 2.5S: Wer bietet mehr?
Wir bemühen uns, für jeden Geschmack das richtige Auto anzubieten", sagt Hellmut-Peter Clauss, Pressechef der Adam Opel AG in Rüsselsheim.
Ein löblicher Grundsatz, doch hat das daraus resultierende, eng gestufte Opel-Programm auch eine Nebenwirkung: Es sorgt für Konkurrenz in den eigenen Reihen.
Besonders deutlich wird dies am Beispiel des Opel Rekord 2.0 E und des Commodore. Sie liegen, was die Leistung angeht, fast gleichauf, und sie kosten beide annähernd
das gleiche: Ein viertüriger Rekord mit Vierzylinder-Einspritzmotor und L-Aus-stattung steht mit 18410 Mark in den Preislisten, der Commodore, der in der Grundversion über einen ganz ähnlichen Ausstattungs-umfang verfügt, ist mit 18350 Mark sogar etwas billiger.
Dafür bekommt man zwar keine Benzineinspritzung, wohl aber einen halben Liter mehr Hubraum und zwei zusätzliche Zylinder. Ist der billigere Commodore deshalb das insgesamt bessere Angebot?
Karosserie: nur äußerliche Unterschiede
Menschen, die Wert auf automobiles Prestige legen, sind mit dem Commodore zunächst besser bedient. Denn im Bewußtsein des Publikums rangiert dieses Modell über dem Rekord - auch wenn dessen Heck der Schriftzug 2.0 E ziert.
Daß das so ist - dafür sorgt in erster Linie die verlängerte Frontpartie, die den Commo-dore optisch in die Nähe des teureren Senator rückt. Da die Langschnauze freilich nicht wie beim großen Opel mit einem vergrößerten
Radstand kombiniert wurde, hat man davon ansonsten nichts: Beide Modelle bieten exakt das gleiche Platzange-bot, das vorne recht großzügig ausfiel, während der Knieraum im Fond keine hohen Ansprüche erfüllen kann.
Auch sonst tut der Commodore im Innenraum durch nichts kund, daß er nobler sein will, und das ist auch gut so, denn an der Gestaltung des Interieurs gibt es wenig auszusetzen. Die Sitze sind bequem, die Instrumente lassen sich gut ablesen, und die Bedienungshebel wurden leicht erreichbar angeordnet.
Motor: sparsamer
im Rekord
Ein Plus an Inneren Werten kommt dem Commodore-Käufer In dieser Beziehung also nicht zugute — diese zeigen sich erst, wenn man die Motorhaube öffnet. Denn darunter sind 2,5 Liter Hubraum, verteilt auf sechs Zylinder, zu finden; die Leistung beträgt 115 PS (85 kW) bei 5200/mln.
Viel schwächer Ist allerdings auch der zwei Liter große Vierzylinder des Rekord nicht: Er bringt es bei 5400/ min auf 110 PS (81 kW) ein recht geringer Leistungsunterschied, der zudem durch das niedrigere Gewicht des Rekord teilweise ausge-
Vorzüge
Opel Rekord 2.0 E
● Sehr gute Beschleuni-
gung und hohe Höchst-
geschwindigkeit
● Sehr gute Handlichkeit
● Relativ niedriger Benzin-
verbrauch
● Günstige Unterhalts-
kosten
● Neutrales Fahrverhalten
im Kurvengrenzbereich
Opel Commodore 2.5S
● Niedriger Innengeräusch-
pegel
glichen wird. Da jedoch der Sechszylinder ein deutlich kräftigeres Drehmoment bereitstellt, ist man mit ihm zumindest theoretisch besser bedient. Tatsächlich zeigt
sich die größere Maschine denn auch eine Spur durch-zugskräftiger: Wenn der Com-modore im vierten Gang ab 40 km/h beschleunigt wird, benötigt er nur 18,2 Sekun-den, um die 100 km/h-Marke zu überschreiten, wäh-rend sich der Einspritz-Rekord 18,7 Sekunden Zeit läßt.
Wenn der Fahrer jedoch fleißig schaltet und die vorhandenen Drehzahlreserven voll ausnutzt, wendet sich das Blatt zugunsten des Einspritz-Rekord: Von 0 auf 100 km/h beschleunigt er in 10,7 Sekunden, der Commodore braucht 11,7 Sekunden. Auch im oberen Geschwindigkeitsbereich werden die Differenzen deutlich spürbar: Bis 160 km/h nimmt der Rekord seinem größeren Bruder immer
hin 3,4 Sekunden ab. Bleibt das Gaspedal weiterhin am Bodenbrett, hat der Rekord endgültig die Nase vorn. Er erreichte eine Höchstge-schwindigkeit von über 180 km/h, während es der Commodore, dessen Motor im oberen Drehzahlbereich kraftlos und zäh wirkt, mit 176,5 km/h bewenden ließ.
Zudem darf man nicht erwar-ten, daß sechs Zylinder auto-matisch für eine beträchtlich bessere Laufkultur sorgen. Denn der Vierzylinder des Rekord gehört ebenfalls zu den zivilisierten Gesellen - er nuschelt im unteren und mit-tleren Drehzahlbereich un-auffällig vor sich hin und gibt erst oberhalb von 5000/min einen recht recht kräftigen Brummton von sich.
Rekord: übersichtliche Armaturen
Commodore: anders geformtes Lenkrad
Rekord: ausreichender Knieraum im Fond
Commodore: Knieraum wie im Rekord
Eine akustische Plage ist er also nicht, doch zeigen die Meßwerte klar, daß man im Commodore mit einem insgesamt etwas geringeren Innengeräuschpegel rechnen kann. Dafür reagiert der Rekord besser auf Gaspedal bewegungen und wirkt deshalb agiler.
Als zusätzlicher Vorteil ist schließlich zu vermerken,
daß man mit spürbar weniger Benzin gleichschnell unterwegs ist wie mit dem größeren Sechszylinder. Speziell im Stadtverkehr läßt es sich der Commodore gut schmecken, aber auch auf Landstraßen und auf der Autobahn leert er seinen Tankinhalt erheblich zügiger als der Rekord, der sich dank Einspritzanlage relativ sparsam gibt.
Fahrwerk:
Rekord handlicher
Daß der Commodore kein kleiner Senator, sondern eher ein groBer Rekord ist zeigt seine Fahrwerks-Konstruktion. Denn Opel verzichtete auf den Einbau einer teuren Schräglenker-hinterachse und sah, genau wie beim Rekord, ein starres Aggregat vor. (unten weiter)
zu lösen geben. Immerhin läßt sich aber nicht übersehen, daß der Sechs-zylinder des Commodore mehr Gewicht auf die Vorderachse bringt als der Rekord-Vierzylinder. Die Fol-ge ist, daß der Commodore nicht so spielerisch handlich wirkt wie der Rekord und besonders in engen Kurven und bei Nässe stärker zum Untersteuern neigt.
So herrscht grundsätzliche Übereinstimmung, und dies allein ist schon Gewähr dafür, daß keine sehr unterschied-lichen Eigenschaften zu ver-zeichnen sind.
Beide Opel-Modelle zählen zu den sehr fahrsicheren Autos, die ihrem Piloten dank ihres leicht untersteuernden bis neutralen Fahrverhaltens in schnell gefahrenen Kurven keine ernsthaften Probleme
Fazit: Der Commodore bietet gegenüber dem stärksten Rekord keine entscheidenden Vorzüge. Sein Sechszylinder wartet mit einer nur geringfügig besseren Laufkultur auf, wirkt aber wegen seines schlechteren Ansprechens auf Gaspedalbewegungen und seiner geringeren Drehfreudigkeit weniger temperamentvoll als der Einspritzmotor des Rekord.
Zudem verbraucht er relativ viel Benzin, wäh-rend der Rekord angesichts seiner guten Fahr-leistungen als zeitgemäß sparsam gelten kann.
Abgesehen vom größeren Repräsentationswert spri-cht also wenig für den Commodore — auch wenn die meisten Opel-Käufer dies offensichtlich anders sehen.In diesem Jahr kon-nte Opel bis Ende September 23.976 Com-modore in der Bundes-republik ab-setzen, der Rekord 2.0 E spielt dagegen innerhalb der Rekord-Palette eher eine Außenseiterrolle: Für ihn entschieden sich im gleichen Zeitraum nur 7.141 Kunden. G. L.